Winter-Interview mit Frank Rosenzweig.
Maler, Musiker und (Über-)Lebenskünstler.
Lieber Frank Rosenzweig,
gerne lässt sich der Betrachter bei einem Gang durch Ihre Galerie von der Kraft Ihrer Bilder verzaubern.
„Vergänglichkeit“ ist eines der Kernthemen Ihrer Arbeiten.
Schönheit und Facettenreichtum weitere.
Sie kombinieren weibliche Schönheit mit kontrollierter Eisenoxidation, um Ihren malerischen Gedanken Konturen zu geben. Wie ergab sich dieser Zusammenhang für Sie?
Also die Vergänglichkeit war definitiv ein Thema was ich aufgenommen habe, nachdem ich selber so krank geworden bin, dass ich daran hätte sterben können. Also war der Gedanke an den Tot und die Vergänglichkeit oder die Wandlung durchaus im Raum. Im Vorwege hatte ich einmal ein Bild gemalt, wo ich Rost instrumentalisiert hab. Mein Gedanke war dann zu sagen: „Ok, Rost ist ein Prozess wo ein Material zerfällt und in letzter Konsequenz auch wirklich vergeht, weil das Material, die Büroklammer, der Nagel irgendwann vollständig aufgelöst ist.“
Es war für mich also ganz naheliegend den Rost als Symbol für die Vergänglichkeit und den Wandel zu nutzen.
In den Kontrast zur Vergänglichkeit setze ich das, worauf meine Hauptaufmerksamkeit liegt. Nämlich das Leben. Und, dass man das Leben so nutzen soll, wie es einem geschenkt wird. Und zwar auch tagtäglich in dem Bewusstsein, dass der Moment wertvoll und unwiederbringlich ist. Darum versuche ich in meinen Bildern immer wieder diesen Kontrast zwischen der Vergänglichkeit und dem, an dem wir gerne festhalten möchten darzustellen. Jenes, was wir gerne konservieren möchten. Entweder den perfekten Moment in einer szenischen Darstellung, oder als Symbol für Jugend, Schönheit, Gesundheit die weiblichen oder auch männlichen Akte. Eingangs fragten Sie ja nach der Schönheit, darum stelle ich diesen Kontrast auch gerne mit Blüten dar. Weil diese ein wunderbarer Ausdruck bzw. Symbol für das pralle Leben und die Schönheit sind. Aber zeitlich nur von kurzer Dauer. Dadurch ist der Kontrast sehr eingängig.
In Ihrem Atelier findet man Unmengen von Nägeln. Zum Teil kontrolliert gelagert und platziert. Strömung und Richtung gebend.
Wie sieht das interne Gespräch des Malers mit sich selbst aus, bevor Sie die Nägel auf einer Leinwand platzieren wollen?
Ja, spannende Frage. Also das ist eigentlich mehr ein ganz generelles internes Gespräch bevor ich ein Werk in Angriff nehme. Da gilt es erst einmal zu klären, „was möchte ich aussagen?“ Und dann frage ich mich, welche Technik ist die beste Technik dafür? Womit kriege ich die Aussage am besten transportiert? Und so ist das dann auch, wenn ich Nägel und mit ihnen den Rost benutze.
Es gibt verschiedene Herangehensweisen. Entweder das totale Chaos. Ich kippe einfach das Zeug auf die Leinwand und gucke was passiert.
Oder ich male zum Beispiel einen Körper und reagiere auf die entstandenen Formen. Wenn ein Körper schön gebogen ist, kann ich dies in der Anordnung der Nägel mit aufnehmen, so dass sie der Wölbung folgen und eine Strömung entsteht. Um ein bisschen Spannung zu erzeugen durchbreche ich an anderer Stelle diese Strömung und arbeite dagegen. Diese Herangehensweise umschmeichelt das Motiv und stellt die innere Form gegen eine äußere Komposition.
Die dritte Geschichte wäre, dass die Nägel eine Umgebung zeigen. Sozusagen einen Raum abbilden, in der sich die Person befindet.
Und dann gibt es die Möglichkeit, eine Art Energieströmung aufzuzeigen. Ich habe zum Beispiel Bilder, wo die Nägel im Kreis gelegt sind. Also wo es um ein Zentrum geht in dem das Motiv ruht oder wo die Nägel auf ein Zentrum zustreben oder von einem Zentrum wegstreben.
Die Farbe „Blau“ spielt in vielen Ihrer Bilder eine zentrale Rolle. Sie ist wie viele andere Techniken, die Sie nutzen, ein Symbol. Welche Bedeutung hat die Farbe Blau für Sie gewonnen?
Da muss ich, glaube ich, etwas ausholen. Seit ich angefangen habe künstlerisch zu arbeiten, habe ich immer in Serien gearbeitet. Einen Gedanken, eine Idee genommen und dazu dann mehrere Bilder gemalt. 10, 20 Bilder. Manchmal 30 Bilder.
Einige Serien habe ich über Jahre hinweg immer wieder aufgenommen. Im Laufe der Zeit haben sich aus dieser Herangehensweise drei Themenkreise als Schwerpunkte meines Schaffens entwickelt.
Als erstes wären da meine aktuellen Rostarbeiten. Das hat vor über zehn Jahren mit dem Gedanken begonnen 10 – 20 Bilder zur Vergänglichkeit zu malen. Und dann ist es immer weiter gegangen, ich habe diverse neue Techniken entwickelt und je länger ich dabei bin, desto spannender wird es. Das Thema ist längst nicht ausgelotet und wird mich noch lange beschäftigen.
Als zweites sind in den letzten Jahren meine Skulpturen dazu gekommen.
Die Wurzeln des dritten Teils meiner Arbeit, gehen bis zum Ende der 80ziger Jahre zurück. Da ging es um Kinder und zunächst einmal ihre unglaubliche, spontane Kreativität, zu der sie fähig sind. Als dann in Europa der Balkankonflikt tobte und so viele Kinder darunter litten, wollte ich ein Friedens-Statement abgeben. Da bin ich auf die Farbe Blau gestoßen, weil ich Kinder verschiedener Nationalitäten in ein Thema eingebunden habe und mir gesagt habe, die Farbe Blau symbolisiert über die verschiedenen Nationalitäten hinweg den Planeten Erde. Das ist das vereinende Element. Und in diesem Thema, woraus sich ein riesen, globales Friedensprojekt entwickelt hat, nämlich „Many Children – One World“ benutze ich die Farbe Blau. In den anderen Serien taucht sie in der Art nicht auf.
Die Symbolik verleiht vielen Ihrer Werke einen besonderen Reiz. Welche Ihrer „Botschaften“ in Ihren Bildern ist für Sie besonders reizvoll?
Hmm, fang ich auch mal ganz früh an. Ich hab überhaupt mit der Kunst angefangen, weil.., immer wenn ich Malerei oder Zeichnungen begegnet bin, hat mir das unglaublich viel Energie gegeben. Ich hab auf ein Bild geguckt und gesagt: „boah ist das toll, so malen zu können, so zeichnen zu können.“ Und das hat mich so hibbelig gemacht, weil ich so aufgeladen wurde von Kraft und Energie, dass irgendwann die Idee war: „Das möchte ich auch geben können.“ Wenn ich selber male, möchte ich das anderen Menschen geben. Wenn ich das erreiche bin ich glücklich. Und alle Symboliken, die ich mit einarbeite haben eigentlich immer damit zu tun den Menschen etwas mitzugeben, ihnen irgendetwas an die Hand zu geben, oder einen Anstoß zu geben. Wenn das dann auch noch funktioniert wäre es großartig.
Jetzt habe ich natürlich noch nicht Ihre Frage beantwortet, denn ich bevorzuge keine meiner „Botschaften“, solange ich etwas Positives vermitteln kann.
Wenn Sie ein Bild mit dem Thema „Wunder Mensch“ gestalten sollten, welche Gedanken kommen Ihnen in den Sinn?
Wenn ich schaffen sollte dies Thema in einem einzigen Bild abschließend zu bearbeiten wäre das das Ende meiner Malerei, vielleicht sogar das Ende der Malerei und der Kunst und Philosophie gleich mit. Uii, was für eine Frage -, ich glaube ich beschränke mich lieber auf meine Mittel und werde mich weiterhin über den Menschen wundern…
Lieber Frank Rosenzweig, herzlichen Dank für dieses Interview und die gewonnenen Einsichten.
Mehr zu Frank Rosenzweig unter: www.frank-rosenzweig.de
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